Hilfe – ich finde keinen Therapieplatz! Was kann ich tun?

Bei dir oder deinem Kind besteht ein Therapiebedarf, aber du findest keinen Therapieplatz? Dann ist es wichtig, dass du dein Ziel im Fokus behältst und nicht resigniert in die Passivität rutscht. In diesem Artikel zeige ich dir, was du aktiv tun kannst!

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Hilf mit, dass möglichst viele Menschen diese Informationen bekommen. Du darfst den Beitrag sehr gerne teilen und auch im Infobereich deiner eigenen Homepage verlinken! Ein Rauskopieren der Texte ist nicht gestattet.

So recherchierst du die Möglichkeiten in deinem Umfeld

Nimm dir etwas Zeit, um im Internet nach umliegenden Praxen Ausschau zu halten. Mache dir eine Liste mit dem Namen der Praxis, der Adresse, der Entfernung zu deinem Wohnort, der Homepage, Emailadresse und Telefonnummer.

Schreibe dir bitte auch auf, ob die Praxis nur Privatversicherte annimmt oder auch Plätze für gesetzlich Versicherte vorhält.

Meine Praxis hält beispielsweise 25 Stunden für gesetzlich Versicherte bereit – der Rest wird im Rahmen einer Selbstzahl- und Privatsprechstunde vergeben. Terminmöglichkeiten kannst du hier einsehen. 

Weiterhin solltest du dokumentieren, ob in der Praxis auch die Möglichkeit zur Teletherapie/ Videosprechstunde besteht. Durch diese neue Methode können manchmal bereits ein paar Onlinetermine durchgeführt werden, selbst, wenn der eigentliche Therapieraum noch längerfristig belegt ist.

In meiner Praxis biete ich auch Teletherapie an. Diese ist jedoch nur dann berufsrechtlich möglich, wenn vorab ein persönlicher Ersttermin vor Ort in der Praxis stattgefunden hat. Das ist auch richtig so – Ferndiagnosen sind einfach nicht möglich. Terminmöglichkeiten kannst du hier einsehen

Notiere dir bitte zudem, welchen Schwerpunkt die jeweilige Praxis hat. Suchst du einen Therapieplatz für dein Kind, dann macht es wenig Sinn, in einer auf Handtherapie spezialisierten Praxis anzufragen.

Vergiss nicht, auch in deinem Umfeld zu fragen, ob jemand eine gute Praxis kennt oder hilfreiche Kontakte hat.

So kontaktierst du die Praxen mit System

Nun nimmst du dir das Telefon und telefonierst die Praxen ab. Notiere dir jeweils in deiner Liste, ob du jemanden persönlich erreicht oder auf den Anrufbeantworter gesprochen hast.

Schicke immer sicherheitshalber auch eine Emailanfrage. Halte in deiner Tabelle fest, was du als Antwort erhalten hast.

  • Wird sich jemand mit Terminvorschlägen melden?
  • Wenn ja, in welchem Zeitfenster?
  • Wirst du auf die Warteliste geschrieben und wenn ja, mit welchen Wartezeiten ist zu rechnen (Tage, Wochen, Monate, Jahre)?

Sollte es eine Praxis sein, die schon gar keine Warteliste mehr führt, so notiere dir auch das. In diesem Fall solltest du zeitnah und regelmäßig immer wieder in der Praxis neu anfragen. Schreibe für solche Fälle direkt eine Wiedervorlagenliste.

Gib bei der Anmeldung unbedingt an, um was es konkret geht. Gibt es schon eine Diagnose, haben bereits umfangreiche Voruntersuchungen stattgefunden? Oder bist du noch ganz am Anfang, ist die Diagnose unklar, benötigst du zunächst v.a. etwas Klarheit, was überhaupt los ist – ob überhaupt wirklich eine längerfristige Behandlung nötig wäre oder ggf. eine kurzzeitige Sequenz auch schon weiterhelfen würde?

Manche Praxen halten besondere Randzeiten frei, wenn der Bedarf besonders dringend ist oder wenn die Behandlungsdauer voraussehbar eher kurz sein wird. 

So nimmst du deine Krankenkasse in die Pflicht

Die Not bei der Therapieplatzsuche ist für gesetzlich Versicherte noch mal sehr viel größer als bei Privatversicherten, da die gesetzlichen Kassen ein sehr restriktives Vergütungssystem pflegen, welches v.a. kleinen ambulanten Praxen das Leben sehr schwer macht. Ich hatte in einem anderen Artikel bereits davon berichtet.

Ich empfehle dir, die gesetzlichen Krankenkassen direktiv zu kontaktieren und sie in die Pflicht zu nehmen, dir einen geeigneten Therapieplatz zu suchen. Die Krankenversicherungen müssen nämlich bei der Therapieplatzsuche auch aktiv helfen – und diese Hilfe kann noch viel weiter gehen als lediglich nur eine Adressdatei mit zugelassenen Praxen zu schicken.

Beauftrage sie also v.a. dann damit, dir einen Therapieplatz zu organisieren, wenn du alleine vor Ort nicht fündig wirst.

Als Kassenversicherte:r in die Privatsprechstunde

Das Zauberwort heißt: Kostenerstattungsverfahren

Das Kostenerstattungsverfahren kann angestrebt werden, wenn zeitnah kein zumutbarer Therapieplatz für gesetzlich Versicherte gefunden werden konnte.

In diesem Fall könntest du also auch die Zeitfenster einer Privatsprechstunde nutzen, die eigentlich nur für Selbstzahler oder Privatversicherte vorgesehen wären. Dadurch wird es oft möglich, zeitnaher einen Termin zu bekommen.

So kannst du die Wartezeit sinnvoll nutzen

Du wurdest von mehreren Praxen in die Wartelisten aufgenommen? Prima! In der Zeit bis zum Therapiebeginn kannst du aber bereits schon etwas tun und musst nicht nur Däumchen drehen.

  • Gibt es auf den Homepages der Praxen Infoartikel zu den Themen, die dich oder euch betreffen? Lies sie dir in Ruhe durch und mache dir Notizen. Meinen Infobereich findest du im Menüpunkt BLOG.
  • Hat die Praxis Buchempfehlungen für dich oder euch? Dann lest euch schon mal in gewisse Themen ein. Gerade torinformierte Klient:innen profitieren um so mehr von einer anschließenden Therapie, da sie gezieltere Fragen stellen können und gewisse Basics einfach schon vorhanden sind. Meine Buchempfehlungen zu Themen der Entwicklungsförderung von Kindern findest du hier. Für Empfehlungen im Erwachsenenbereich schicke mir bitte eine Anfrage über das Kontaktformular. 
  • Hat die Praxis niederigschwellige Onlineangebote für einen Einstieg? Onlinekurse können eine Therapie nicht ersetzen, aber für eine gute Therapievorbereitung sorgen. Für Eltern von Kindergartenkinde habe ich z.B. diesen hilfreichen 5-Tages-Kurs entwickelt.
  • Halte Ausschau nach Selbsthilfegruppen im Umfeld und nimm Kontakt mit Menschen auf, die sich ein einer ähnlichen Situation befinden.
  • Optimiere deinen oder euren Lebensstil. Sinnesanregungen, Bewegung, vitalstoffreiche Ernährung, Licht, Luft, Wasser, Schlaf – all diese Themen sind für ein „Mehr“ an Gesundheit wichtig. Ich empfehle bzgl. Ernährung und Lebensstil z.B. gerne die Podcasts von Dr. Anne Fleck und Dr. Matthias Riedel – beide sind durch die Fernsehproduktion „Die Ernährungsdocs“ bekannt geworden. Ich halte ihre Beiträge für sehr hilfreich!

Politischen Druck ausüben

Das Gesundheitssystem wird sehenden Auges gegen die Wand gefahren. Der Fachkräftemangel ist schon jahrelang bekannt. Durch die Coronazeit hat sich alles noch einmal verschärft.

Es ist erforderlich, dass von der Basis aus Druck ausgeübten immer wieder auf die Notlage der Behandlungsbedürftigen hingewiesen wird. Durch lange Wartezeiten entstehen zu oft Sekundärschäden für Menschen, die ihr Leben zusätzlich beeinträchtigen.

Wende dich mit Erfahrungsberichten also bitte auch an politische Vertreter oder Organisationen, die sich für eine bessere Versorgung einsetzen. Fang am besten in deiner Kommune bzw. deiner Stadt vor Ort an. 

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